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Viel geschafft und weiter viel zu tun: Bilanz eines Modellprojekts

„TANDEM Sachsen – Stadt Chemnitz“ startete am 01. Februar 2018 als ESF-gefördertes Modellprojekt mit Unterstützung des Freistaates Sachsen und der Europäischen Union zur Mission, die Beschäftigungsfähigkeit von Menschen in Chemnitz zu erhöhen, die in von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenen Familien mit einem oder mehr minderjährigen Kindern leben.

Eine Besonderheit des Projektes ist, dass nicht nur die arbeitsuchende Person im Fokus der Maßnahmen steht, sondern die ganze Familie gesehen und gefördert wird. Drei Monate vor Ende der Modellphase zog der Träger solaris Förderzentrum für Jugend und Umwelt gGmbH Sachsen nun Bilanz. Zahlreiche weitere Vertreterinnen und Vertreter anderer TANDEM-Projekte aus Sachsen und Kooperationspartner des Chemnitzer Projekts, darunter das Jobcenter Chemnitz und das Jugendamt, waren der Einladung erfolgt.

Zunächst beleuchtete Carsten Tanneberger, Regionalleiter „Der Paritätische Sachsen“ für Chemnitz und den Landkreis Zwickau, die Herausforderungen von Familien jetzt und in der Zukunft schlaglichtartig in einem Impulsvortrag. Denn sogenannte Bedarfsgemeinschaften mit multiplen Problemlagen bilden die Kernzielgruppe des TANDEM-Projekts, wobei hierzu insbesondere und überwiegend alleinerziehende Eltern gehören.

Viele nickende Reaktionen gab es bei seiner Schilderung, dass insbesondere die vergangenen gut zwei Pandemiejahre Reibungspunkte, die ohnehin in den Familien bereits existierten, noch verstärkt haben. Diese reichen von der mentalen und finanziellen Belastung infolge über das Gefühl, mit der Elternaufgabe überfordert zu sein bis zur Verarbeitung von Schicksalsschlägen wie schwere Krankheiten oder der Verlust von Angehörigen.

Dies deckt sich mit den Erfahrungen des multiprofessionellen  Chemnitzer TANDEM-Projektteams (siehe Bild), führten die Einschränkungen im Zusammenhang mit der Pandemie doch auch hier zu neuen Herausforderungen in der Kommunikation mit den Teilnehmenden – hier waren oft kreative Lösungen und viel Geduld seitens der Projektmitarbeiterinnen gefragt.

Immerhin, so berichtete das Team, habe man von etwa 170 angesprochenen Bedarfsgemeinschaften bei zwei Dritteln der insgesamt 100 Familien, die freiwillig teilnahmen, die individuelle Veränderungsbereitschaft als Grundlage für eine Verbesserung der Situation erreichen können. Dafür entwickelte das Chemnitzer Fach-Team die insofern belastbaren Ziele und Indikatoren im Rahmen des Modellvorhabens selbst. Auf diese Weise konnten der individuelle Projekterfolg differenziert und für Folgevorhaben wertvolle Transparenz geschaffen werden. Neben der direkten Beratung seien die TANDEM-Mitarbeiterinnen auch oft wertvolle Mittlerinnen im Kontakt mit Institutionen gewesen, was bei den Teilnehmenden zum Abbau von Barrieren beigetragen und Vertrauen generiert habe. Eine vertrauensvolle persönliche Beziehung zwischen Projektmitarbeiterin und Klienten erwies sich dabei als essenziell.

Dem schlossen sich engagierte Gruppengespräche mit allen Gästen des Fachaustauschs an. Hier wurden u.a. die Themenkreise Versorgungslücken, Kooperationen oder Kinder und Familien beleuchtet. Es zeigten sich gemeinsame Erkenntnisse, aber auch unterschiedliche Herausforderungen zwischen den Modellprojekten in den drei Großstädten und im ländlichen Raum. Erkannt wurden z.B., dass die Zusammenarbeit zwischen Jobcentern und Jugendämtern und in der Stadt Chemnitz besonders das Beratungs- und Hilfsangebote für alleinerziehende Väter ausgebaut werden müssen.

Schließlich bleibt festzuhalten, dass das Modellvorhaben TANDEM Sachsen im neuen Förderzeitraum des Europäischen Sozialfonds ESF Plus 2021 – 2027 als zentrales Förderprogramm in die Landesförderung überführt werden soll. Dabei fanden Verbesserungsvorschläge aus Chemnitz, wie die Erweiterung des Zugangs für Arbeitssuchende oder die künftig länger mögliche Projektteilnahme der Familien Berücksichtigung. Grund genug für den Projektträger solaris FZU seinem Team TANDEM in Chemnitz für den persönlichen Einsatz im Projekt und den gelungenen Abschluss mit Blumen zu danken.