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Erst sehr analog, dann voll digital: Projekt zieht Pandemie-Lehren

Die Corona-Pandemie hat den Alltag in Bildungseinrichtungen aller Länder kräftig durchgeschüttelt: Regierten vorher vielerorts noch Stift und Papier, mussten plötzlich Videokonferenzen und digitale Lernplattformen Fernunterricht ermöglichen. Zeit zum Vorbereiten blieb nicht, sodass Vieles provisorisch ablief bzw. improvisiert wurde.

Das Erasmus+-Projekt  Reimagine Distance Learning (RDL), das von der Europäischen Union gefördert wird, hat sich nun zum Ziel gesetzt, Lehren aus der Pandemie-Zeit zu ziehen und digitales mit analogem Lernen in Einklang zu bringen.

Wie Bildungsformate passend gestaltet werden können, war Gegenstand eines Seminars des Projektes, das vergangene Woche im rumänischen Craiova stattfand. Neben dem Gastgeber waren Vertretungen aus Italien, Griechenland und Deutschland – solaris FZU – dabei. Im gegenseitigen Erfahrungsaustausch der pädagogischen Fachkräfte kam deutlich heraus, dass Kinder und Jugendliche Lerninhalte am besten durch direkte und analoge Erfahrung verinnerlichen. Außerdem rief die Pandemie bei vielen jungen Menschen Angstzustände hervor, die im Wesentlich aus dem Unbekannten bzw. der fehlenden Bindungserfahrung resultieren – Wer spricht mit mir in der Videokonferenz? Wie geht es meinen Klassenkameraden? Wie geht es weiter? Gerade bei sozialen bzw. emotionalen Problemen ist das direkte, persönliche Gespräch mit der Lehrkraft durch einen (Video-)Anruf nicht zu ersetzen.

In der Gruppe wurden Erfahrungen mit verschiedenen Geräten, Apps und Plattformen zur digitalen Lernunterstützung diskutiert und Muster für verschieden Bildungsformate wie Unterrichtsstunden entwickelt. Für einen kurzen Moment kehrte auch der inzwischen wieder aus dem Alltag verschwundene Mund-Nase-Schutz zurück: Um die Stimmungslage der jungen Menschen bei völliger Orientierungslosigkeit angesichts unbekannter Situation und fehlenden Handlungsmustern nachvollziehen zu können, wurde die Projektgruppe in Paare aufgeteilt. Eine Person musste sich die Augen mit der Maske bedecken und sich von der anderen Person durch einen Hindernisparcours führen lassen – ein Sinnbild für die Erfahrungen von Ohnmacht, Fremdsteuerung und Vertrauensbildung.

Zum Abschluss beteiligte sich die Gruppe noch an der lokalen Demonstration: Derzeit befindet sich rumänienweit Bildungspersonal im Warnstreik, um eine bessere materielle sowie finanzielle Ausstattung der Schulen sowie eine bessere Bezahlung des Lehrpersonals zu erwirken. Dies stellte den gastgebenden rumänischen Partner vor enorme organisatorische Herausforderungen – wir danken herzlich dafür, dass die Projektwoche dennoch mit großen Aufwänden abgesichert wurde!